Die Kernidee

"Mir wurde schlecht, wenn ich in die Nähe des Physikgebäudes der Universität kam. Hier hatte ich drei Semester lang versagt – Prüfungen nicht bestanden, Hausarbeiten nicht oder sehr spät abgegeben, schlechte Noten.

Ich war kurz davor, aus dem Fach geworfen zu werden. Ich brauchte für den Bachelor im Lehramt Physik nahezu doppelt so lang wie die Regelstudienzeit dauert, schaffte ihn auch dann nur knapp und auf eine Art und Weise, die wohl mit gutem Recht - abgesehen vom letzten Semester - als erbärmlich angesehen werden kann."

Eine Hausarbeit gab ich Jahre nach einem Seminar ab - im Vorfeld habe ich den Professor bewusst nicht danach gefragt, ob er diese überhaupt annehmen würde. Die Kalkulation war, dass er eine fertige Hausarbeit wohl nicht herzlos ablehnen könnte - was er auch nicht tat. Genauso wenig wie der andere Professor, bei dem ich dieses Risiko einging.

Nach dem Durchführen eines physikalischen Versuchs mit einem Praktikumspartner hatte ich nicht beim Schreiben des Protokolls mitgewirkt. Er verbuchte den Versuch entsprechend nur auf seinem Nachweiszettel. Ich bat ihn darum, das Protokoll dennoch auch für mich anrechnen zu lassen. Woraufhin er sich sehr zerknirscht mit mir in der Fakultät traf und mir half.

Dies sind einige der absoluten Tiefpunkte meiner Unizeit. Ich arbeitete mich sehr langsam und mühsam aus dieser Misere heraus, bis im letzten Semester der Durchbruch kam: Ich schrieb 9 Hausarbeiten (die meisten angestaut aus früherer Zeit) parallel zu einem regulären Semester. Ich schaffte wesentlich mehr - und erreichte deutlich bessere Noten.

Auf dem Weg musste ich mich mit den eigenen Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Schwächen auseinandersetzen. So war ich schlecht darin, die Übersicht zu behalten, kämpfte mit Perfektionismus und prokrastinierte viel. Diese persönliche Komponente ist insofern wichtig, als dass daraus zwei Dinge folgen:

  • Eine andere Person, die ebenfalls große Probleme in der Uni hätte, müsste sich wahrscheinlich mit ihren (individuellen) Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Schwächen auseinandersetzen.
  • Entsprechend wären die durch die Person zur Produktivitätserhöhung gefundenen Lösungen, eigene, individuelle Lösungen.

Ich musste meinen Perfektionismus überwinden und pragmatischer werden. Die andere Person hätte vielleicht die Aufregung in Prüfungssituationen senken müssen. Individuen brauchen individuelle Lösungen.

Doch dann fiel mir etwas auf.

Der Prozess, den ich zur Produktivitätssteigerung nutzte, hätte sowohl ich als auch jede andere Person nutzen können. Und zwar so, dass wir dank ihm zu unseren jeweiligen, individuellen Lösungen gefunden hätten. Ein allgemeiner Prozess, der individuelle Lösungen liefert?

Um ein Beispiel für einen solch allgemeinen Prozess zu geben, muss ich Ihnen erst kurz die Geschichte nacherzählen, die ein Kollege mir anvertraute: Die Koordinatorin für Schülerangelegenheiten an seiner Schule hieß Lisa. Diese Lisa hatte eine Menge Dinge zu tun. Sie entwarf Klausurpläne, half Schülern bei der Kurswahl und unterrichtete auch selbst. Zusätzlich übernahm sie häufig auf Konferenzen entstehende Zusatzaufgaben. Nicht immer bekam sie alles hin, wodurch sich ihr Arbeitsaufwand weiter steigerte. In intensiven Phasen erhielt sie teils über 100 Mails am Tag. In den Pausen und nachmittags standen die Schüler dann vor Ihrem Büro Schlange, während auch viele Lehrer für Zwischenfragen in ihr Büro kamen. Zu so einer Zeit traf mein Freund sie einmal auf dem Gang, sie redete wie ein Wasserfall auf ihn ein - allein der Sinn des Gesagten erschloss sich meinem Freund nicht. Einige Zeit später schrieb sie mitten in der Nacht eine Mail an das Kollegium. Scheinbar wollte sie etwas organisatorisches regeln. Bloß was? Das war keinem richtig klar. So schrieb denn auch die Schulleiterin, dass Lisas Schreiben ignoriert werden könne. Einige Zeit später wurde Lisa krank und pausierte für mehrere Wochen, bevor sie zur Arbeit zurückkehrte. 

Wie könnte nun ein Prozess aussehen, der Lisa und auch mir als damaligem Studenten hilft? Wie wäre Folgendes:

  1. Beschreiben Sie Ihr Problem so konkret wie möglich.
  2. Notieren Sie drei mögliche Maßnahmen, um das Problem zu verringern oder zu beheben.
  3. Probieren Sie alle drei Maßnahmen nacheinander aus und beobachten Sie den Effekt.
  4. Reflektieren Sie schließlich den Gesamteffekt aller Maßnahmen und entscheiden Sie, ob Sie weitere Maßnahmen ausprobieren möchten oder nicht.
  5. Wiederholen Sie die Schritte 2-4 so lange, bis Sie beim gewünschten Zustand angekommen sind.

Könnte es sein, dass Lisa feststellen würde, dass sie ihre Erreichbarkeit strenger reglementieren muss? Dass Sie Aufgaben abgeben sollte? Nun vielleicht würde dies geschehen. Allerdings handelt es sich hier um ein sehr einfaches Beispiel. Der obige Prozess ist relativ unspezifisch einfach zur Lösung irgendeines Problems gedacht. Um die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen, muss man dem Prozess Richtung geben: Was soll er denn überhaupt leisten? 

Dies ist die Kernidee von Enhancer Journals: Wir gestalten allgemeine Prozesse, die dich situationsunabhängig zu gesetzten Zielen führen.

 

 

 

 


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